Suche nach Motiv für Anschlag auf Republikaner

US-Kongressabgeordneter Scalise durch Schüsse schwer verletzt / Angreifer durch Polizei getötet / Täter handelte offenbar gezielt

  • Lesedauer: 3 Min.

Alexandria. Ein 66-Jähriger hat auf einem Baseballfeld nahe der US-Hauptstadt Washington auf Politiker geschossen und ist bei dem anschließenden Feuergefecht selbst durch Polizeikugeln ums Leben gekommen. Ein Kongressabgeordneter der regierenden Republikaner wurde schwer verletzt und musste operiert werden. Neben dem 51-jährigen Steve Scalise wurden ein weiterer Abgeordneter, zwei Polizisten, ein Mitarbeiter eines Abgeordneten und ein Lobbyist verletzt.

Polizisten und Leibwächter schossen auf den Täter und überwältigten ihn. Der Mann erlag seinen Verletzungen. Nach FBI-Angaben wurden »mehrere Schusswunden am Rumpf« offiziell als Todesursache angegeben.

Das FBI bestätigte, dass es sich bei dem Schützen um einen 66 Jahre alten Mann aus dem Bundesstaat Illinois handelte. Er habe sich seit März in der Region aufgehalten und in seinem Lieferwagen gelebt. Man ermittle weiter zu den Hintergründen und Motiven des Täters, hieß es in einer Mitteilung der Bundespolizei. Der Mann habe ein Gewehr und eine Pistole bei sich gehabt.

Der verletzte Scalise wurde in die linke Hüfte getroffen, wie das »Medstar Washington Hospital Center« mitteilte. Die Kugel habe sein becken durchschlagen und Knochen gebrochen sowie innere Organe verletzt. Das habe starke Blutungen verursacht. Er wurde operiert, sein Zustand sei kritisch. Es würden weitere Operationen nötig sein. US-Präsident Donald Trump und seine Frau Melania besuchten Scalise und überbrachten ihm Blumen, wie das Weiße Haus mitteilte.

Scalise ist »Majority whip« im Abgeordnetenhaus, das ist eine Art Fraktionsgeschäftsführer der Republikaner im Repräsentantenhaus. Scalise ist damit die Nummer drei der republikanischen Mehrheitsfraktion. Wegen seiner hohen Position wurde er neben Leibwächtern auch von der Capitol Police zu dem Sportplatz begleitet. Möglicherweise rettete das ihm und weiteren Anwesenden auf dem Trainingsplatz das Leben.

Der Zwischenfall geschieht in den USA vor dem Hintergrund eines politischen Klimas, das seit dem Wahlkampf 2016 und dem Amtsantritt Trumps bereits äußerst angespannt ist. Die Gräben zwischen politischen Gegnern und Parteien sind tief wie selten. Es war nach einer Zählung der »Washington Post« bereits das 154. Vorkommnis am 169. Tag des Jahres, bei dem mindestens vier Menschen durch Schusswaffen verletzt wurden.

Trump rief die Menschen im Land dazu auf, zusammenzustehen. »Wir sind am stärksten, wenn wir vereint sind, wenn wir gemeinsam für das öffentliche Wohl arbeiten.« Allerdings machten Politiker und Berater aus dem Trump-Lager schon am Mittwoch Stimmung gegen die politische Linke.

Der Präsident bedankte sich bei den Sicherheitskräften. Den beiden Polizisten von der Capitol Police und ihren »heroischen Taten« sei es zu verdanken, dass nicht noch Schlimmeres passiert sei, erklärte er. Die Tat ereignet sich am 71. Geburtstag des Präsidenten.

Republikanische Kongressabgeordnete hatten auf dem Eugene Simpson Spielfeld in Alexandrias Vorort Del Ray (Bundesstaat Virginia) für ein Benefizspiel zwischen Republikanern und Demokraten trainiert, das für Donnerstag angesetzt war. Dieses Spiel hat eine mehr als 100-jährige Tradition. Es sollte ungeachtet der Ereignisse ausgetragen werde.

Der Abgeordnete Mo Brooks aus Alabama sagte dem Sender CNN, der Täter habe es offensichtlich auf Politiker abgesehen gehabt. Der mutmaßliche Schütze hatte sich während des Vorwahlkampfes für den linken Senator Bernie Sanders engagiert. Dieser distanzierte sich in deutlichen Worten von dem Mann. Gewalt sei niemals ein Mittel in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung, hieß es in einer Stellungnahme des Senators aus Vermont, der sich um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten beworben hatte. Agenturen/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal